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Karl Ploberger / Neumayr / Leopold
Karl Ploberger: Bei mir fließt statt Blut schon Kernöl
Hand aufs Gärtnerherz: Hast du eigentlich je eine Pflanze umgebracht (oder wie du sagst: in Liebe ertränkt) – und wenn ja, hast du dich entschuldigt?
Ein alter Gärtner aus England hat mir einmal gesagt: „Erst wenn du eine Pflanze fünf Mal umgebracht hast, weißt du, dass sie für dich nicht geeignet ist.“ So oft habe ich es noch nicht geschafft – aber mein Trost: Aus jeder toten Pflanze wird perfekter Kompost und es schafft Platz für Neues.
Wie viel Steirer steckt in einem Oberösterreicher vom Attersee, der für Tausende steirische Kleine-Zeitung-Leser seit Jahrzehnten ihr Gärtner ist?
Mittlerweile fließt bei mir statt Blut Kernöl. (lacht). Im Ernst: Die Steiermark ist meine zweite Heimat geworden. Ich liebe Graz.
Wenn du an die Steiermark denkst – wonach riecht (nur) sie im Sommer?
Nach der Toskana. Ich kenne viele Gärten und man muss immer scharf dran denken, dass man nicht in Italien ist.
Du hast einmal erzählt, dass sogar dein Vater rund um den Stubenbergsee tätig war?
Das ist richtig – das allererste Erlebnis war ein sehr aufregendes. Zur Firmung habe ich einen Flug von Hörsching nach Graz als Geschenk bekommen. Für heute unvorstellbar – zu Fuß ohne Kontrolle zum Flugzeug und sogar auf der kurzen Strecke gab es etwas zu essen. Und am Stubenbergsee hat mein Vater eine Kabinenanlage gebaut – da durfte ich mitfahren, um die Anlage abzumessen.
Einblick in Karl Plobergers Garten
Wo verstecken sich für dich die drei schönsten Gärten der Steiermark (die Interessierte auch besuchen können)?
Mein absoluter Favorit ist „Philemons Garten“ in Entschendorf bei Gleisdorf. Bernhard Strohmaier hat hier ein Paradies geschaffen, das einzigartig ist. Dann würde ich Sissy Sicharts „Die Hängenden Gärten der Sulamith“ empfehlen und den Bad Ausseer „Alpengarten“ – klein, aber fein und in einer einzigartigen Umgebung.
Gibt es einen steirischen Garten, den du so beeindruckend fandest, dass sich so manches biologisches Zitat nun in deinem Garten wiederfindet?
Sicherlich der von Bernhard Strohmaier – seit ich seine Seidenbäume (Albizia julibrissin) gesehen habe, war ich geflasht. Und sie wachsen schon bei mir …
Dein neues, 25. Buch heißt: „Garten fit – Körper fit“: Welche Parallelen hast du zwischen Körper und Garten ausgemacht?
Viel mehr, als man denkt – aber nur ein Beispiel: Das Wichtigste für unser Wohlbefinden ist eine gute Verdauung, also der Darm muss in Ordnung sein. Damit im Garten alles klappt, muss der Boden okay sein. Damit es dem gut geht, braucht man Kompost. Das Herzstück eines gesunden, naturnahen und pflegeleichten Gartens ist der Komposthaufen.
„Zeig mir deinen Garten und ich sage dir, wie fit du bist.“ – Was ist wahr an diesem Spruch?
Ich denke, wer das Gefühl hat, mit Pflanzen gut umzugehen, achtet auch auf seinen Körper. Und Bewegung – beim Garteln – ist das wichtigste Elixier für ein Leben voller Wohlbefinden.
Was hat dir dein Garten über das Leben beigebracht, was dir kein Mensch hätte sagen können?
Die „3 G“: Geduld, Gelassenheit und Genießen. Man kann nichts übers Knie brechen im Garten, in der Natur läuft alles wie eine enorme ewig laufende Maschine ab – das Kommen, das Wachsen, das Blühen, das Ernten und das Vergehen. Ein Lehrmeister für uns alle, die wir glauben, den Lauf der Welt ändern zu können.
Gibt es eine Pflanze, mit der du dich persönlich identifizieren würdest – und warum ist es nicht der Giersch?
Haha, du wirst lachen – es ist die Brennnessel, die ich gerne wäre. Sie wächst nur dort, wo die Welt in Ordnung ist. Ein humusreicher, lockerer Boden. Sie enthält enorm viel an Lebensmineralien für uns Menschen und auch für die Pflanzen – denken wir nur an die Brennnesseljauche. Ja, und uns Männern soll sie mit ihren Samen (nur die weiblichen Pflanzen haben welche) besondere Kräfte geben. Tja, mehr ist nicht zu sagen …
Hast du eine Lieblingsjahreszeit im Garten – oder ist das wie die Frage nach dem Lieblingskind?
Genau die Jahreszeit, die gerade ist. Aber ich gestehe: Früher war es immer der Frühling, heute genieße ich auch den Herbst, den ich als junger Mensch gar nicht mochte. Aber selbst der Winter (der schon lange keiner mehr war) hat seinen Reiz. Da zeigt sich die Struktur des Gartens.
Du giltst ja als Pflanzenflüsterer – was war der seltsamste Satz, den dir ein Strauch jemals „gesagt“ hat?
„Gib mich nicht auf – ich bin zu retten.“ Daher gibt’s in meinem Garten eine Kranken-station. Neben dem Komposthaufen – als letzte Rettungsinsel. Und so manche Pflanzen haben den Weg in die erste Reihe im Garten wieder geschafft.
Eine Pflanze, die jeder im Garten haben sollte (aber fast niemand hat)?
Die Duftheckenkirsche – Lonicera purpusii – sie bringt den ersten Blütenduft im Jahr.
Wie viele Pflanzenarten gibt es in deinem Garten?
Ich habe es aufgegeben, zu zählen. Es sind Tausende …
Rosen oder Radieschen?
Geht beides? Wenn’s nicht gilt, dann Radieschen.
Rasen oder Wildwiese?
Eindeutig die Wildwiese.
Wie viele Gartenscheren besitzt ein echter Biogärtner?
Ich habe eine Lieblingsschere (ein Schweizer Qualitätsprodukt) und viele Zwillingsschwestern von ihr, weil sie immer wieder verschwinden …
Karl Ploberger empfiehlt...
Diese steirischen Gärten sind für Biogärtner Karl Ploberger immer einen Besuch wert.
Philemons Garten
Rosen-Spargelhügel, tropischer Poolgarten, Palmenterrasse, 300-jährige Olivenbäume, Zistrosenhügel, Seidenbäume, Lotosteich, Bambushain und Zypressen wie in der Toskana. Philemons Garten von Bernhard Strohmaier ist ein einzigartiges Paradies in St. Margarethen/Raab.
Öffnungszeiten:
während Gartenfesten: 5./6. Juli, 23./24. August, 11./12. Oktober, 25./26. Oktober (Eintritt 5 Euro p. P.) – ansonsten Führungen nach Voranmeldung (15 Euro p. P.)
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Karl Ploberger Privat
Alpengarten Bad Aussee
Mit 2.000 Arten von Alpenpflanzen,Stauden, Gehölzen bis hin zu Duftpflanzen, Orchideen und Raritäten aus aller Welt auf 12.000 Quadratmetern wurde der (bereits 1912 initiierte) Alpengarten Bad Aussee zum Geheimtipp für Naturfreunde und Gartenliebhaber.
Öffnungszeiten:
täglich von 8 bis 18 Uhr
(Eintritt 5 Euro p. P.)
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Alpengarten Bad Aussee
Die Hängenden
Gärten der Sulamith
Ein Hauch von Orient im oststeirischen Almenland, heilsame Kräuter, verführerische Düfte und zwischen faszinierenden Pflanzen Skulpturen von Künstlerin Sissy Sichart: Das sind die beeindruckenden „Hängenden Gärten der Sulamith“ auf 1.000 Meter Seehöhe in St. Kathrein am Offenegg.
Öffnungszeiten:
bis 14. September.: Mi. bis Sa., 13 bis 17 Uhr,
15. Sept. bis 26. Okt.: Fr./Sa., 13 bis 17 Uhr,
Busse nach Anmeldung (Eintritt 12 Euro)
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Sissy Sichart





