Biodiversität im eigenen Garten

Statt Einheitsgrün bevorzugen immer mehr Menschen eine bunte Blumenwiese vor der Haustüre. Das freut auch die Bienen und andere Insekten.

Biodiversität im eigenen Garten

Statt Einheitsgrün bevorzugen immer mehr Menschen eine bunte Blumenwiese vor der Haustüre. Das freut auch die Bienen und andere Insekten.

Unter einer schönen Wiese versteht jeder etwas anderes: Manche lieben den feinen englischen Rasen, andere mögen es bunt und naturbelassen. Der Trend zeigt: Vor allem die romantische Blumenwiese ist es, die den Steirern besonders gut gefällt. Das weiß auch Josef Edler vom Gartenzentrum Edler in Graz: „Die Nachfrage nach mehr Natur im Garten steigt.“ Dies liegt nicht nur daran, dass der englische Rasen sehr aufwendig ist und ständig gedüngt, gepflegt und gemäht werden muss, sondern auch am Wunsch, Bienen und anderen Insekten etwas Gutes tun zu wollen. „Bei einem reinen grünen Rasen finden diese Tiere natürlich nicht viel Nahrung“, so Josef Edler. 

Die Kunst, dem Gras beim Wachsen zuzusehen

Auch Bernhard Stejskal, Geschäftsführer der Naturparke Steiermark, betont die Wichtigkeit einer bunten Blumenwiese: „ Eine naturnahe Wiese ist eine Lebensraum für bis zu eintausend Pflanzen und Tiere – sofern man sie nicht überdüngt und nicht ständig mäht.“ Daher sei beispielsweise der oft eingesetzte Rasenmähroboter der natürliche Feind jeder Blumenwiese. Eine naturbelassene Wiese ist aber nicht jedermanns Sache, wie Gartengestalter Josef Edler aus Erfahrung weiß: Diese darf nämlich nur etwa zweimal im Jahr gemäht werden, am besten mit einer Sense. Das Mähgut sollte danach wegeräumt werden, damit die Wiese erneut schön wachsen kann. „Viele Menschen werden allerdings bei dem Gedanken ganz unruhig, dass sie die Wiese einfach Wiese sein lassen müssen – die Blumenwiese ist eben keine Spielwiese oder etwas, wo sich Hobbygärtner ausleben können.“ 

Möchte man die Artenvielfalt also trotz klassischem Rasen fördern, gibt es noch paar andere Möglichkeiten, erklärt Josef Edler: „Man kann z. B. blühende Stauden setzen. Dabei sollte man darauf achten, dass sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen und nicht nur im Mai oder Juni, wo das Nahrungsangebot für Insekten ohnehin sehr groß ist.“ Um den Insekten Nahrung zu bieten, muss man allerdings Pflanzen mit nicht gefüllter Blüte wählen. Gefüllte Blüten enthalten nämlich statt der Staubgefäße im Zentrum der Blüte weitere Blütenblätter – sie sind somit zwar schön anzusehen, bieten jedoch kaum Nahrung für hungrige Pollensammler. Dies ist beispielsweise bei einigen Rosenarten der Fall. Offene Blüten haben z. B. Sonnenblumen und Margeriten. Generell gilt: je vielfältiger die Flora, desto mehr Freude haben auch die tierischen Bewohner. „Man kann beispielsweise Stauden rund um Beete setzen und unterschiedliche Arten an Sträuchern wählen“, rät Josef Edler. 

Der Garten und das volle Leben
Wer einen artenreichen Garten genießen möchte, sollte zudem nicht alles immer gleich „aufräumen“. „Man kann durchaus auch abgestorbene Teile wie z. B. Totholz im Garten lassen und somit ein wenig mehr die Natur nachbilden“, so Edler. Hier finden sich schnell zahlreiche Lebewesen, die Totholz und andere abgestorbene Teile in verschiedensten Stadien besiedeln. Bernhard Stejskal von den Naturparke Steiermark fasst zusammen: „Eine Wiese wird immer dann zum Artenvielfalt-Hotspot, wenn sie nicht intensiv bewirtschaftet wird.“ Somit lohnt es sich, den Rasenmäher einmal für einige Zeit in der Garage stehen zu lassen – und dabei zuzusehen, wie im Garten das Grün zur bunten Wiese wird.

VERANSTALTUNGSTIPP: Über 20 Organisationen aus dem steirischen Naturschutz sind beim erstmals stattfindenden „Markt der Artenvielfalt“ am 18. Ma in der Grazer Herrengasse vertreten und stellen sich und ihre Aktivitäten vor. Infos unter www.naturparke-steiermark.at

© Gery Wolf