Auf den Spuren des Luchses: Teil 2

Unsere zweite, aber eigentlich die 6. Etappe des Luchstrails führt uns in das Herz des Nationalparks Gesäuse: nach Gstatterboden.

Auf den Spuren des Luchses: Teil 2

Unsere zweite, aber eigentlich die 6. Etappe des Luchstrails führt uns in das Herz des Nationalparks Gesäuse: nach Gstatterboden.

Der Luchstrail ist ein Weitwanderweg, der vom oberösterreichischen Reichraming ins niederösterreichische Lunz am See führt. In diesem Artikel beschreiben wir die 6. Etappe, die sich in der Steiermark befindet und als „Erholungsetappe" von Johnsbach nach Gstatterboden bekannt ist. Es gilt, etwa 10 Kilometer und nur knapp 100 Höhenmeter zurückzulegen.

 

Unser Ausgangspunkt ist der Gasthof Kölblwirt in Johnsbach. Da wir in der Früh keinen Stress haben, spazieren wir zunächst zur Kölblquelle, die sich knapp 1 Kilometer vom Gasthof entfernt befindet. Die Quelle ist mit einer Infotafel und zu Sesseln geformten Baumstümpfen wunderschön angelegt und bietet die Möglichkeit, die Trinkflaschen direkt mit frisch aus dem Gestein sprudelndem Wasser aufzufüllen. Eine Bank mitten im Wasser sorgt für eine Kneippkur der besonderen Art, sofern man das nur etwa 6 Grad kalte Wasser aushält.

Weiter geht es über den Schattseitenweg zum Gasthof Zum Donner. Der Weg führt durch im Morgenlicht beinahe magisch wirkende Wälder voller Farne und Gräser. Etwa 45 Minuten später sind wir nach einem kurzen Stück auf der Straße beim Gasthof Zum Donner angelangt. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Top-Sehenswürdigkeit von Johnsbach: der Bergsteigerfriedhof.

Am Friedhof befinden sich, wie man es schon erahnen kann, zahlreiche Gräber verunglückter Bergsteiger. Die Jahrszahlen verraten, dass viele der tragischen Schicksale bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegen, doch die Gräber werden nach wie vor liebevoll gepflegt.

Nach dem kleinen Umweg über den Friedhof folgen wir dem Radweg in Richtung „Sagenweg". Der Sagenweg ist ein Teil des Luchstrails; Tafeln erzählen ein paar Sagen aus der Region, etwa vom Felsen, der sich einmal im Jahr öffnet, oder vom versteinerten Lehrer, dessen erhobenen Zeigefinger man auch heute noch in den Felsen der umliegenden Berge erkennen kann.

Nach 3 Sagen ist es zwar wieder vorbei mit dem Sagenspaß, doch dafür ist der Wanderweg so wunderschön, dass man ohnehin keine weitere Bespaßung benötigt. Relativ eben geht es den Johnsbach entlang durch den Wald. Das Flussufer steht unter Schutz und darf nicht betreten werden – hin und wieder sind jedoch Blicke zum Bach, den teilweise mächtigen Geröllhalden und der unberührten Vegetation am Fuße der schroffen Felsen möglich.

Bei einer kleinen Brücke endet der Wanderweg durch den Wald, wir gelangen zunächst auf eine Forststraße und dann auf den Erlebnisweg „Der wilde John".

Der Erlebnisweg erzählt vom Riesen John (als Sinnbild für den Johnsbach), der in Gefangenschaft gerät. Der Luchstrail führt zwar vom Ende des Weges zu dessen Anfang; die Geschichte hinter dem für Kinder aufbereiteten Erlebnisweges kann man aber dennoch gut verfolgen. Der Johnsbach wurde vor einiger Zeit in ein vorgegebenes Flussbett gezwängt, um die Bevölkerung vor Hochwasser und Muren zu schützen. Die Methode stellte sich als kontraproduktiv heraus und vor einigen Jahren wurde der Johnsbach renaturiert und durfte wieder ungehemmt seinen Lauf nehmen.

In der Besucher-Zone „Hellichter Stein" befindet sich ein neu erbauter Holz-Kubus, in dem Bilder und Infotafeln die Verbauung des Flusses und dessen Befreiung zeigen. An dieser Stelle darf man auch das Ufer betreten und die Füße im eiskalten, kristallklaren Fluss erfrischen.

Der 3,5 Kilometer lange Erlebnisweg endet kurz vor der nächsten Attraktion im Gesäuse: dem Weidendom. Der Weidendom liegt nicht direkt am Luchstrail, doch der Umweg von etwa 600 Metern ist verkraftbar. Zu sehen gibt es hier gebogene Weiden, die ein Dach sowie Gänge bilden. Unter den Zweigen befinden sich Tische und Bänke.

Möglich ist hier auch ein Spaziergang durch die Lettmair Au. Auf dem etwa 1,3 Kilometer langen Rundweg, der teilweise über Stege durch das Gelände führt, kann man den Naturpark wirklich hautnah erleben, denn die Au ist absolut naturbelassen und zeigt z. B. durch Totholz oder den „sprechenden Baum", was im unberührten Wald vor sich geht.

Wir verlassen den Weidendom über das Heckenlabyrinth (ja, es kostete uns ein bisschen Zeit, den Ausgang zu finden) und haben nun noch etwa 4 Kilometer (vorwiegend über Forstwege und teilweise leider bergauf) vor uns, bis wir unser nächstes Etappenziel erreichen: die Gesäuse-Lodge in Gstatterboden.

Die Lodge wurde vor einigen Jahren neu übernommen und auch renoviert. Für das Abendessen müssen wir etwa 200 Meter weiter zum Nationalpark Pavillon gehen, in dem sich auch Ausstellungen und Infos über den Nationalpark befinden. Wir waren an diesem Tag insgesamt knapp 6 Stunden unterwegs, haben uns aber für die einzelnen Stationen (Bergsteigerfriedhof, Sagen-Tafeln, Stationen beim wilden John und Weidendom) viel Zeit genommen. Und wieder fallen wir recht müde ins Bett – wir brauchen ein paar Stunden Schlaf, bevor es mit unserem 3. Wandertag, also der 7. Etappe des Luchstrails weitergeht.