„Es muss Freude machen“

Der über 80-jährige Josef Schrenk vom Moarhofhechtl in Passail ist Drechsler aus Leidenschaft.

„Es muss Freude machen“

Der über 80-jährige Josef Schrenk vom Moarhofhechtl in Passail ist Drechsler aus Leidenschaft.

Wer rastet, der rostet – und deswegen ist Josef Schrenk auch mit seinen über 80 Jahren noch täglich im Einsatz. Wenn er nicht in der Landwirtschaft mithilft, findet man ihn in seiner Werkstatt, wo er mithilfe einer alten Drechselbank Kugelschreiber, Bleistifte, aber auch Spinnräder herstellt. „Heutzutage gibt es dafür schon moderne Maschinen und Computerprogramme, aber ich mach das alles noch auf die altmodische Art“, erzählt er: Die Geschwindigkeit der Messer regelt er beispielsweise nicht per Knopfdruck, sondern per pedes – mit dem Fußpedal. Ein Handwerk, das übrigens nicht ganz ungefährlich ist: „Die Umfangsgeschwindigkeit ist natürlich viel höher als die des Drehpunkts in der Mitte. Wenn man da beispielsweise eine Schüssel herstellt und nicht aufpasst, fliegen einem die Teile um die Ohren.“ Und das kann schon mal recht schmerzhaft sein, wie Josef Schrenk aus eigener Erfahrung weiß: Vor 4 Jahren hat er durch einen solchen Unfall einen Kieferbruch erlitten.

Das Spinnrad als Psychiater
Von der Liebe zum Drechseln hat ihn das jedoch nicht abgebracht. Gerne erinnert er sich an die Anfänge: Begonnen hat alles vor vielen Jahren mit der Herstellung eines Spinnrads und der alten Drechselmaschine seines Onkels – die ist aufgrund ihres historischen Werts inzwischen übrigens im Freilichtmuseum in Stübing zu sehen. „Ich habe mir das alles selbst beigebracht – man muss halt herumprobieren, bis man weiß, wie es funktioniert“, so Schrenk. Vor einigen Jahren hat er damit begonnen, Schreibwerkzeug zu drechseln. Doch Spinnräder stehen nach wie vor auf seiner Auftragsliste – zurzeit wieder vermehrt. „In den vergangenen 10 bis 15 Jahren gab es kaum eine Nachfrage nach Spinnrädern, aber seit dem Vorjahr habe ich wieder einige verkauft, vor allem an jüngere Damen. Viele Menschen wollen selbst etwas herstellen, etwas mit eigenen Händen erzeugen, und das Spinnen hat auch durch den Alpaka-Trend wieder an Bedeutung gewonnen“, berichtet Josef Schrenk. Dazu kommt die meditative Wirkung des Spinnens, den die Menschen wieder zu schätzen wissen: „Früher hat man gesagt, dass das Spinnrad den Psychiater ersetzt, weil diese monotone Tätigkeit so beruhigend ist. So etwas fehlt ja vielen Menschen heutzutage.“

Für sich selbst oder als Geschenk
Auch wenn er selbst aus Leidenschaft drechselt, ist für Josef Schrenk das Wichtigste, dass die Menschen Freude an seinen Produkten haben. „Dann kommen sie auch gern wieder oder machen anderen Leuten in ihrem Umkreis eine Freude, indem sie meine Produkte als Geschenk verwenden.“ Vor der Coronakrise war er auf Oster- und Weihnachtsmärkten vertreten; derzeit sind die Produkte im Hofladen vom Moarhofhechtl in Passail sowie im Online-Shop erhältlich.

Infos unter www.moarhofhechtl.at