„Es ist noch viel Arbeit nötig"

Bauernbund-Direktor Franz Tonner freut sich über den Boom regionaler Produkte. Luft nach oben gäbe es aber noch, sagt er im Interview.

„Es ist noch viel Arbeit nötig"

Bauernbund-Direktor Franz Tonner freut sich über den Boom regionaler Produkte. Luft nach oben gäbe es aber noch, sagt er im Interview.

Der Steirische Bauernbund setzt sich u.a. für faire Preise für die heimische Landwirtschaft und die Bewahrung von Brauchtum und Kultur ein. Das erklärte Ziel sind bessere Rahmenbedingungen für die steirischen Landwirte – und die Einführung einer Herkunftsbezeichnung der einzelnen Bestandteile eines Produkts, fordert Bauernbund-Direktor Franz Tonner, den wir zur Entwicklung des Regionalitätsgedankens (und nebenbei auch zum steirischen Wein) interviewen durften.

© Foto Augenblick

Hat sich die Bedeutung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren verändert?
Franz Tonner: Ja, das einzig Positive an Corona war auf jeden Fall, dass regionale Lebensmittel wieder wichtiger geworden sind. Aber schon in den Jahren davor hat sich der Trend abgezeichnet, dass die Menschen wieder vermehrt auf die Qualität und Herkunft eines Produktes achten. Allerdings muss man sagen, dass es hier noch viel Luft nach oben gibt, da es trotz allem noch nicht die große Masse ist, die auf Regionalität setzt. Gerade deswegen freuen wir uns auch sehr, dass es ein Projekt wie 5komma5sinne gibt, das auch auf regionale Qualität setzt und unseren Bauern eine Plattform bietet, auf der sie sich präsentieren können.

Was kann man tun, um den Regionalitätsgedanken noch weiter zu verbreiten?
Franz Tonner: Wichtig sind Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Wir brauchen auch dringend eine Herkunftsbezeichnung, denn oft ist es auch schwer nachvollziehbar, woher die Produkte bzw. ihre Bestandteile tatsächlich stammen. Das AMA-Gütesiegel ist hier sehr verlässlich, da weiß man, dass das Produkt aus Österreich stammt, aber in vielen anderen Bereichen fehlt so ein Nachweis leider noch. Bei den Nudeln beispielsweise: Da sollte klar erkennbar sein, woher die Eier stammen – denn tatsächlich sind auch immer noch Eier aus Käfighaltung im Umlauf, was ja eigentlich bei uns verboten ist. Und auch in den Großküchen und den Gemeinschaftsküchen würde eine solche Herkunftsbezeichnung Sinn machen.

Kann der Bauernbund etwas dazu beitragen, dass eine solche Herkunftsbezeichnung eingeführt wird?
Franz Tonner: Ja. Wir haben beim Bundesheer und bei der Großküche Graz bereits das Bestbieterprinzip durchgesetzt, also dass nicht mehr das billigste, sondern wirklich das beste Angebot angenommen wird. Jetzt sind wir gerade dabei, ein Logistikzentrum aufzubauen, da z. B. die KAGES ja gleich sehr große Mengen an regionalen Nahrungsmitteln benötigt, um alle versorgen zu können. Da steckt viel Logistik dahinter, um so große Mengen auch verlässlich liefern zu können.

Der Aufbau eines Logistikzentrums ist ja schon ein recht großes Projekt. Ist sonst noch etwas im heurigen Jahr geplant?
Franz Tonner: Im Moment noch nicht – wir müssen natürlich wie alle anderen abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Wir hoffen, dass zumindest 2022 wieder unser Bauernbundball stattfinden kann. 2022 soll auch der Alpaka-Weltkongress in der Grazer Messe stattfinden. Das wäre der erste Weltkongress, der in Graz stattfindet. Im Herbst möchten wir durch eine Feinschmecker-Aktion die Regionalität in den Vordergrund rücken, das wäre eigentlich bereits im Frühling geplant gewesen. Und nicht zuletzt wollen wir auch weiterhin Einblicke in das Leben der steirischen Bäuerinnen und Bauern geben, etwa durch Urlaub am Bauernhof, Vorträgen in Schulen, Seminaren usw.

Zum Abschluss noch eine Genussfrage: Nachdem ja die Jahrgangspräsentation heuer ausgefallen ist – was kannst du uns über den Jahrgang 2020 verraten?
Franz Tonner: Dank des tollen Sommers 2020 wird dieser Jahrgang ein Jahrhundertwein. Die steirischen Winzer haben sich wieder sehr bemüht, qualitätsvolle Weine zu produzieren. Der Wein ist dank der sonnigen Tage zur richtigen Zeit sehr fruchtig geworden, sehr würzig und mit einer sehr dezenten Säure.

Infos zum Steirischen Bauernbund gibt es unter www.stbb.at

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