Landei mit ganz viel Pink und Glitzer

Durch ein Freizeithobby wurde Gini Lampl praktisch über Nacht zur steirischen Internet-Sensation und bringt seither Jung und Alt täglich zum Lachen. „Billie Steirisch“ ist aber nicht nur auf TikTok und Co. sehr engagiert, auch im realen Leben ist die Südsteirerin immer auf der Suche nach Diskurs – vor allem in wichtigen Themen wie Gleichberechtigung und Fairness.

Landei mit ganz viel Pink und Glitzer

Durch ein Freizeithobby wurde Gini Lampl praktisch über Nacht zur steirischen Internet-Sensation und bringt seither Jung und Alt täglich zum Lachen. „Billie Steirisch“ ist aber nicht nur auf TikTok und Co. sehr engagiert, auch im realen Leben ist die Südsteirerin immer auf der Suche nach Diskurs – vor allem in wichtigen Themen wie Gleichberechtigung und Fairness.

Deinem Namen nach könnte man fast annehmen, du wärst der größte Billie-Eilish-Fan der Steiermark – wie kam es zu deinem Namen und der Idee?
Ich bin ja gelernte Schauspielerin und Sängerin und Film und Musical haben mich immer schon fasziniert. Ich hatte immer wieder Auftritte und arbeitete mich langsam, aber beständig voran – dann kam Corona. Wie für alle Künstler war das auch für mich sowohl finanziell als auch kreativ ein Rückschritt. Ich wusste nicht, wohin mit der Kreativität, und habe dann irgendwie Spaß an der App TikTok gefunden. Meine Videos gingen dann zufällig viral und so wurden aus Spaß erste Erfolge.

Wann hast du gemerkt, dass man mit steirischem Dialekt, einer Prise Satire und der Farbe Pink großen Erfolg auf TikTok und anderen sozialen Medien haben kann? 
Wirklich ernst genommen hab’ ich das Ganze erst Ende 2021. Davor hab ich auch mal einen Monat Pause auf TikTok gemacht und sowieso nichts damit verdient – rein aus Spaß eben! Schritt für Schritt wurden es aber immer mehr Aufrufe, 2022 kamen dann die ersten großen Kooperationsanfragen reingeflattert. Spätestens da merkte ich: Langsam wird das Ganze ernst und lukrativ. Nach und nach wurden es immer mehr Aufträge und Kooperationen. Viele wissen nicht, dass solche Partner essenziell sind, weil mit TikTok an sich verdient man in Österreich kein Geld.  

Wie siehst du allgemein die Entwicklung von TikTok und Co.? Inzwischen gibt es ja viele Kids und Jugendliche, die davon träumen, TikTok-Star zu werden.
Ich finde, dass es am Anfang etwas war, das einfach nur Spaß gemacht hat – da hat noch keiner an das große Geld gedacht! Es geht irgendwann alles nur mehr um Geld und Views, was ich sehr schade finde. Immer weniger Leute auf TikTok produzieren, weil es ihnen Spaß macht, bzw. erstellen nur Content, hinter dem sie auch stehen – mehr und mehr denken manche, es wäre das schnelle Geld, wenn man einfach auf einen Trend aufspringt und Geld verdient. Aber auf Dauer ist man so nicht authentisch und das merken die Zuseher und Zuseherinnen.

Nicht nur dein Alter Ego Billie steht gerne vor der Kamera, auch als Gini Lampl selbst hast du großen Gefallen an der Schauspielerei ­gefunden. Wähle weise – Hollywood oder TikTok?
Ganz klar Hollywood! Ich bin trotz meiner Person als „Billie Steirisch“ ein Fan von Realem – und als gelernte Schauspielerin ist Hollywood natürlich ein großer Traum, aber allgemein würde ich Schauspielerei immer dem Kreieren von digitalem Content vorziehen.

Mit deinen Songs, wie etwa „Tränen im Club“, hast du außerdem ­Dialekt-Pop in der Steiermark auf den Schirm gebracht. Wahrscheinlich macht genau dieser Dialekt deine Arbeit so lustig und einzigartig – aber ist er nicht auch eine kleine Einschränkung?
Nein, absolut nicht! Natürlich versteht meinen Dialekt nicht jeder, schon gar nicht im Ausland! Aber das Gute ist ja, dass ich daran nicht gebunden bin – ich mache ja genauso was auf Deutsch und Englisch. Je nachdem, welches Projekt mir im Kopf herumschwebt, aber ich würde auf keinen Fall sagen, dass Billie Steirisch nur „Dialekt-Gschichtn“ macht.

Du bist weitaus mehr als „nur“ lustig, auch wichtige Dinge wie Feminismus und Geschlechtergleichheit werden von dir thematisiert. Wie siehst du als Mittzwanzigerin die Entwicklung in diesem Bereich?
Es braucht unbedingt Feminismus, um die Gleichberechtigung voranzutreiben. Viele verstehen nicht, dass das kein Versuch ist, das männliche Geschlecht abzuwerten und Frauen besser zu machen, sondern beide Geschlechter auf die gleiche Ebene zu heben. Mir ist es wichtig, Tabu­themen über einen gewissen Schmäh zugänglicher zu machen – dazu fühle ich mich irgendwie verpflichtet als Person des öffentlichen Lebens. 

Inzwischen bist du auch auf Tour durch ganz Österreich – wie gewöhnt man sich als – wie du dich selbst bezeichnest – „Landei“ an ­so ein Leben?
Ich mag das! Ich mache gerne Fotos und quatsch auch viel mit Fans. Ich denke, dass es in so einem Fall sehr wichtig ist, nie zu vergessen, woher man kommt, und eine bodenständige Einstellung zum eigenen Erfolg zu haben. Wer zu mir nett und normal ist, zu dem werde auch ich immer nett und normal sein – egal, ob das ein Prominenter oder ein Fan ist. 

Eine Südsteirerin, deren Kunstfigur Steirisch heißt, in Wien – wieso das?
Ich habe hier die Schauspielschule besucht – das war grundsätzlich der Grund, warum ich nach Wien gezogen bin. Aber ich war auch schon immer ein „Citygirl“ und mir gefällt das Leben in der Großstadt, wo man auch mal in Pink und mit Glitzer auf die Straße geht. Natürlich werd ich immer Steirerin sein und darauf bin ich auch stolz. 

Vermisst du manchmal die Steiermark oder hast du so viel Kernöl im Blut, dass es auszuhalten ist? 
Ja klar – das wird auch immer meine Heimat sein. Aber Gott sei Dank bin ich ja „nur“ in Wien, das ist jetzt nicht allzu weit von daheim weg. Und wenn ich in der Heimat bin, genieße ich es immer sehr. Hier ist es ruhig und vertraut, hier kann ich abschalten und in die Natur gehen. Die Steiermark ist einfach „daham“.

www.billiesteirisch.at