© Markus Trinkel
Fotos: Markus Trinkel
Der Tisch ist gedeckt, die Familie versammelt. Alles wartet darauf, dass der Osterkorb von der Fleischweihe nach Hause kommt und sein Inhalt auf den Tisch gelangt. Früher geduldete man sich damit bis zum Ostersonntag; heute ist es üblich, die Osterjause schon am Karsamstag am Nachmittag zu verspeisen. Wie auch immer: Es sind diese Momente freudiger Erwartung, die Ostern in der Steiermark ausmachen.
Aber worauf darf man sich nun genau freuen?
Anders ausgedrückt, was gehört dazu zur traditionellen Osterjause, wie es sie nur bei uns in der Steiermark gibt? Wir haben uns dieser Frage angenähert – wissen aber auch, dass es in derlei Glaubensfragen kein Richtig oder Falsch geben kann. Der Grazer Fleischermeister Josef Mosshammer weiß über die Liebe der Steirer zu ihrer Osterjause Bescheid: „Wenn ich in den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Fleischhauer eines mitbekommen habe, dann die Tatsache, dass in keinem anderen Bundesland die Osterjause so zelebriert wird wie bei uns in der Steiermark.“
Ein kulinarischer Hochgenuss
Josef Mosshammer ist vertraut mit dem, was die Steirer auf ihrem Ostertisch gerne mögen: „Keinesfalls fehlen darf zu Ostern der geräucherte, sprich geselchte Schinken. Dieser wird im Stück gekocht und in nicht zu dünne Scheiben geschnitten.“ Wie genau ein Osterschinken gemacht wird, ist das Geheimnis jedes Fleischhauers, aber fest steht: Ohne gutes Fleisch kein guter Schinken. „Und Fleisch von hoher Güte erreicht man nur durch gute Fütterung und artgerechte Haltung der Tiere“, bringt es der Fleischermeister aus Graz auf den Punkt.
„Die herrlich nach Selch duftenden Osterkrainer, harte Selchwürstel und eine hauchdünn aufgeschnittene Zunge, je nach Geschmack vom Schwein, Rind oder Kalb, ergänzen die traditionelle Osterjause der Steirer“, so Josef Mosshammer. Dazu gesellen sich frisch geriebener Kren und gekochte Eier. Und zu guter Letzt das süße Brot – nicht einfach nur Brot, sondern eine Hommage an die Handwerkskunst und die Liebe zur Tradition. Mit jedem Bissen schmeckt man die Liebe und Hingabe, die in die Zubereitung geflossen sind.
Paradebeispiel der Resteverwertung
In der Steiermark wird die Osterjause nicht nur als Festmahl betrachtet, sondern auch als Gelegenheit, die Kunst der Resteverwertung zu zelebrieren. Schinkenfleckerl, Schinkenkroketten oder Flammkuchen lassen auch nach Ostern die Herzen der Steirer höherschlagen.
Die steirische Osterjause ist mehr als nur Essen – sie ist ein Fest der Gemeinschaft und der Tradition. Sie ist ein wahrer Schatz, den wir Steirer von Herzen lieben!