© Bernhard Bergmann / Text: Cornelia Stiegler
Fotos: Bernhard Bergmann / Text: Cornelia Stiegler
Jeder kennt die gelben Farbtupfer auf Frühlingswiesen: Ab April verbreiten die Blüten des Löwenzahns gute Laune, und das bis auf rund 2.000 Meter Seehöhe. Denn die zu den Korbblütlern zählende Pflanze ist überaus robust und fühlt sich in Tälern ebenso wohl wie auf den steirischen Almen – etwa im oststeirischen Almenland, das dem Löwenzahn heuer wieder eine besondere Bühne bietet. Vom 1. bis 12. Mai finden hier die Löwenzahn-Festtage statt – denn die gelbe Blume mit den charakteristisch gezackten Blättern ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern lädt auch zum kulinarischen Experimentieren ein.
Knackige Vitamine
Genießbar sind alle Teile des Löwenzahns: die Blüte, der Stängel, die Blätter und sogar die Wurzel. Dies freut übrigens nicht nur den Gaumen, sondern den gesamten Körper, denn der Gewöhnliche Löwenzahn – so sein korrekter Name – gilt als wahres Superfood unter den Pflanzen. Er enthält zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und auch große Mengen an Eiweiß. Die beste Erntezeit sind die Monate April und Mai, wenn der Löwenzahn noch knackig und besonders vitaminreich ist. Wer sich selbst an die Ernte macht, sollte darauf achten, möglichst junge Pflanzen zu verwenden. Je größer und älter die Blätter werden, desto bitterer schmecken sie. Der Klassiker unter den Löwenzahngerichten ist der in Österreich als Röhrlsalat bezeichnete Salat aus den jungen Blättern der Pflanze. Er kann wie Vogerlsalat mit warmen Erdäpfeln und geröstetem Speck serviert werden, macht sich aber auch gut in anderen Variationen, etwa mit Mozzarella und Tomaten. Wichtig ist lediglich, die Blätter vor dem Verzehr gut zu waschen, damit kein Schmutz, z. B. vom Verkehr oder von Tieren, mitgegessen wird.
Ein Hoch auf die Blüten, Vorsicht bei den Stängeln
Jeder kennt sie noch aus Kindertagen, die milchige Flüssigkeit im Stängel des Löwenzahns. Ob diese Löwenzahnmilch nun völlig unbedenklich oder in geringem Maß giftig ist, darüber ist man sich bis heute nicht einig. Generell vermutet man aber, dass sie in großen Mengen Übelkeit und Bauchschmerzen auslösen kann, weshalb die Stängel sicherheitshalber nur in Maßen genossen und kleinen Kindern nicht vorgesetzt werden sollten. Als Gericht werden die Stängel oft gekocht und mit anderem Gemüse gemischt serviert. Problemlos essen kann man jedenfalls die Blüten, die gerne auch zur Dekoration verwendet werden: Der süßliche Geschmack in Kombination mit dem leuchtenden Gelb wertet das Frühlingsgericht geschmacklich und optisch auf. Aus den Blüten kann man zudem eine Art veganen Honig herstellen: Der Löwenzahnhonig besteht je nach Rezept aus Löwenzahnblüten, Zitrusfrüchten, Gewürzen und Zucker und kann auch einfach selbst zu Hause gemacht werden. Er lässt sich als Brotaufstrich, zum Backen oder auch als süßes Topping verwenden.
Die Wurzel der ganzen Sache
Nicht zuletzt ist die Wurzel des Löwenzahns, die übrigens bis zu zwei Meter lang werden kann, einen Blick wert. Sie lässt sich beispielsweise gesäubert und getrocknet als Tee verwenden, kann aber auch einfach roh in den Salat geschnitten oder mit anderem Gemüse als Beilage gekocht werden. Mit ihrem hohen Gehalt an Bitterstoffen gilt sie als leberreinigend, nierenstärkend und appetitanregend.
Ein Fest für den Löwenzahn
Kein Wunder also, dass bei so vielen Einsatzmöglichkeiten dem Löwenzahn im oststeirischen Almenland gleich mehrere Festtage gewidmet sind. Vom 1. bis 12. Mai kochen die teilnehmenden Wirte im Almenland unter dem Motto „Löwenzahn-Festtage“ und kredenzen frühlingshafte Gerichte mit Zutaten aus der Region. Eines dieser Gasthöfe ist der Gasthof Unterberger auf der Brandluckn. Anneliese Unterberger macht sich regelmäßig selbst auf die Suche nach den wild in der Natur wachsenden Köstlichkeiten und erzählt: „Wir sammeln den Löwenzahn für die Löwenzahn-Festtage immer selbst. Einmal haben wir ihn sogar im Schnee ausgraben müssen. Da hat der Löwenzahn bereits geblüht und dann hat es noch einmal draufgeschneit – zum Sammeln haben wir also tatsächlich im Schnee suchen müssen. Dem Löwenzahn hat der Kälteeinbruch aber zum Glück nicht geschadet.“ Ob es heuer im Mai problemlos mit dem Pflücken klappt, wird sich noch zeigen; fest steht aber: Die gelbe Frühlingsblume wird auf den Speisekarten der Almenlandwirte auch heuer nicht fehlen. Neben aromatischen Spezialitäten wie Löwenzahn-Burger, Löwenzahn-Knödel oder Löwenzahn-Gröstl werden übrigens noch weitere Frühlingsköstlichkeiten wie Spargel und Bärlauch angeboten. Mit dabei ist natürlich auch das Leitprodukt der Region Almenland, das ALMO-Rindfleisch. Dazu gibt es bei den Festtagen ein buntes Rahmenprogramm, das von geführten Wanderungen bis zu verschiedenen Workshops reicht.
Wandern durch das Blütenmeer
Gleichzeitig gelten die Löwenzahn-Festtage auch als Auftakt in die Wandersaison, bei der die ersten Touren über leuchtend gelbe Wiesen führen. Eine schöne Route, die durch die Löwenzahnwiesen des Almenlands führt, ist beispielsweise die Wanderung vom Fladnitzer Ortszentrum hinauf auf den Rechberg und über Tulwitzviertl, Egg und Obertulwitz wieder zurück nach Fladnitz („Tulwitz-Runde“). Die wunderschönen Löwenzahnfelder eignen sich übrigens auch hervorragend als Picknickplatz oder laden zum Selbersammeln der sonnigen Wunderwuzzis ein. Und wer nun Appetit auf Löwenzahn bekommen hat: Der Naturpark Almenland bietet eine eigene Sammlung verschiedener Löwenzahnrezepte, abrufbar unter:
www.almenland.at/essen-trinken/rezepte/loewenzahn-rezepte
Gut für die Verdauung
Die im Löwenzahn enthaltenen Bitterstoffe regen den Speichelfluss sowie die Verdauung an und sollen dadurch bei Völlegefühl sowie Verstopfung helfen. Außerdem gilt Löwenzahn als gallenflussanregend sowie leberschützend.
Regt den Stoffwechsel an
Löwenzahn bringt den Körper in Schwung: Sekundäre Pflanzenstoffe wie Triterpene, Flavonoide und Carotine unterstützen Stoffwechselprozesse. Außerdem soll die Pflanze auch die Durchblutung verbessern.
Frühlingshafter Nährstoffbooster
Der Korbblütler kann mit einer ganzen Reihe von Vitaminen und Nährstoffen aufwarten: So enthält er beispielsweise mehr Vitamin C als eine Orange und ist zudem reich an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Eisen und Selen.
Gelber Schlankmacher
Nicht zuletzt soll der gelbe Frühlingsbote auch harntreibend und entschlackend wirken und gegen Müdigkeit helfen.