© Sodamin: www.paul-sodamin.at / Text: Cornelia Stiegler
Fotos: Sodamin: www.paul-sodamin.at / Text: Cornelia Stiegler
Seit im 19. Jahrhundert die ersten gefrorenen Wasserfälle bezwungen wurden, ist das Eisklettern aus der Liste der Extremsportarten nicht mehr wegzudenken. Auch in der Steiermark kann man dem eisigen Klettervergnü gen nachgehen: Im Tiefenbachgraben bei Breitenau am Hochlantsch im oststeirischen Almenland befindet sich der 23 Meter hohe Eisfall „Alice“, der von den Naturfreunden Breitenau extra für das Eisklettern präpariert wurde. Alexander Posch, Vorsitzender der Naturfreunde Breitenau, blickt zurück: „Den Wasserfall selbst hat es immer schon gegeben. Im Jahr 2002 haben wir ihn dann mit Baumstämmen, Ketten und Drahtseilen hinterlegt, damit im Winter ein stabiler Eisfall entsteht.“ Seither wird die recht unkompliziert erreichbare Anlage von den Naturfreunden Breitenau regelmäßig gewartet: Morsch oder rostig gewordene Teile werden ausgetauscht und die Sicherungsstände kontrolliert. Doch obwohl beim nordseitig ausgerichteten Wasserfall alles so konstruiert ist, dass das Eis bestmöglich wachsen kann, gibt es natürlich keine Garantie für den Eisfall. Je nach Temperatur lässt sich die eiskalte Dame, die nach „Alice im Wunderland“ benannt wurde, derzeit nur wenige Wochen pro Jahr erklimmen. „Wir merken, dass die Winter immer wärmer werden. Im vergangenen Jahr hat die Saison fürs Eisklettern nur drei Wochen gedauert und wir haben auch schon einen Winter gehabt, wo gar kein Eisklettern möglich war“, bedauert Alexander Posch.
Die Voraussetzung für bekletterbares Eis: Die Temperaturen müssen eine Woche lang mindestens unter minus 10 Grad Celsius liegen. Wann es so weit ist, erfährt man auf der Homepage der Naturfreunde Breitenau, die ab diesem Zeitpunkt wöchentliche Eis-Updates bietet. Und dann kann es losgehen – allerdings nicht ohne Vorbereitung, warnt Alexander Posch: „Eisklettern zählt definitiv zu den gefährlichsten Alpinsportarten – auch bei einem künstlich angelegten Eisfall.“ Eine gute Ausrüstung sowie das Beherrschen der Sicherungstechnik sind die Grundvoraussetzung; der Besuch eines Eiskletterkurses im Vorfeld wird auf jeden Fall empfohlen. Denn zusätzlich zu potenziellen Stürzen besteht beim Eisklettern auch noch ein Verletzungsrisiko durch die spitzen und scharfkantigen Hilfsgeräte wie Pickel und Steigeisen. Geklettert wird im Tiefenbachgraben nur mit Top-Rope-Seilen, wie Alexander Posch erklärt: „Zuerst umgeht man den Eisfall und hängt oben das selbst mitgebrachte Seil ein, dann kehrt man zurück und kann an diesem Seil hinaufklettern. Für das Vorstiegklettern ist das Eis zu spröde.“
Für alle, die noch Newcomer am Eis sind: Eiskletterkurse beim Eisfall Alice bietet beispielsweise Berni Eglauer von der Alpinschule Steiermark an. Die Kurse vermitteln die Grundtechniken des Eiskletterns und dauern etwa zwei Stunden; längere Einheiten sind zwar möglich, aber aufgrund der körperlich sehr anstrengenden Sportart meist nicht sinnvoll. Fixe Termine für die Kurse gibt es nicht. „Dazu sind das Wetter und die Eislage zu unsicher. Private Termine können kurzfristig und individuell vereinbart werden, bevorzugt an Werktagen, wenn weniger los ist“, erklärt Berni Eglauer. Die Ausrüstung wird von der Alpinschule Steiermark zur Verfügung gestellt, mitzubringen sind lediglich warme Kleidung und mehrere Handschuhe. Nähere Infos sowie die Kontaktdaten findet man unter: www.alpinschule-steiermark.at
Wer bereits über die entsprechende Erfahrung verfügt und sich im Alleingang an die Bezwingung des gefrorenen Wasserfalls wagen will, kann dies bei passender Eisqualität jederzeit tun. Eine Anmeldung zum Eisklettern im Tiefenbachgraben ist nämlich nicht nötig, auch Eintritt ist nicht zu zahlen. „Jeder kann zum Eisfall kommen und klettern, sollte sich aber auf jeden Fall vorab informieren, ob das Eis stark genug ist“, so Alexander Posch von den Naturfreunden Breitenau. Das Angebot zum Eisklettern wird gerne genutzt: Jährlich zieht die Eislady Alice nicht nur Steirer bzw. Österreicher, sondern auch Sportler aus dem Ausland an – vor allem aus Tschechien und Ungarn. „In der näheren Umgebung gibt es eine solche Möglichkeit zum Eisklettern sonst nicht“, erklärt Posch. Zum Einstimmen auf das Erklimmen des Eisfalls gibt es neben Alice übrigens noch eine etwas kleinere, 18 Meter hohe Eissäule. Diese dient vor allem als Übungssäule, um die Grundtechniken des Eiskletterns zu erlernen. Zusätzlicher Service der Naturfreunde Breitenau: Bei beiden geforenen Kletterwänden besteht die Möglichkeit, das von oben herabtropfende Wasser umzuleiten, damit die Kleidung trocken bleibt. Anfänger, die sich fürs Eisklettern interessieren, sind am 26. Jänner 2025 beim Almenland-Eisklettertag herzlich dazu eingeladen, die Sportart einmal genauer unter die Lupe zu nehmen (Anmeldung erforderlich!). „Das ist im Grunde wie ein kleiner Eiskletterkurs. Wir zeigen den Teilnehmern, wie man die Ausrüstung richtig anlegt und wie man mit ihr umgeht, und dann darf jeder, der möchte, den Eisfall auch einmal ausprobieren“, fasst Alexander Posch das Event zusammen. Die nötige Ausrüstung – unter anderem Steigeisen, Pickel, Klettergurt, Seil und Helm – wird von den Naturfreunden zur Verfügung gestellt. Alle Infos dazu sowie Updates über die Stabilität des Eisfalls gibt es unter: