Unerhört kreativ

Sich künstlerisch auszudrücken, ist dem EAV-Mastermind Thomas Spitzer in die Wiege gelegt – sei es durch seine unverkennbaren Karikaturen oder Liedertexte. Der gebürtige Grazer und neuerdings Wahl-Fehringer erzählt über seine Karriere, welche Musik er selbst gerne hört und was er seinem Sohn fürs Leben mitgeben möchte.

Unerhört kreativ

Sich künstlerisch auszudrücken, ist dem EAV-Mastermind Thomas Spitzer in die Wiege gelegt – sei es durch seine unverkennbaren Karikaturen oder Liedertexte. Der gebürtige Grazer und neuerdings Wahl-Fehringer erzählt über seine Karriere, welche Musik er selbst gerne hört und was er seinem Sohn fürs Leben mitgeben möchte.

Du hast bei der EAV fast alles gemacht, von den Liedertexten, Kostümen bis hin zur Albumgestaltung. Was braucht es für dich, um kreativ zu sein?
Eine unbesiegbare Lust aufs Neue und Freude. Ich komme ja eigentlich aus der Werbung und habe schon recht früh auch mit Karikatur begonnen. Damals hat es den Sokol und den Deix gegeben … und ich hab mir gedacht, das kleine Land kann auch noch einen dritten (Karikaturisten) gebrauchen (lacht). 

Neben Liedertexten hast du auch berührende Liebesbriefe geschrieben, die deine Frau Nora in einem Buch als Geschenk zu deinem 70. Geburtstag herausgebracht hat. Ist das die ernste Seite von Thomas Spitzer?
Das Briefeschreiben war damals eine Art Selbsttherapie, um eine Beziehung mit einer anderen Frau zu verarbeiten. Ich hätte sie nie im Leben veröffentlicht. Männer mögen es nicht gerne, wenn sie schwächeln. Dieses Buch zeigt die andere Seite von mir. Nicht den Witzbold. Nora hat gemeint, dass auch das ein Teil meines Lebens ist. Ihre Einstellung dazu, Briefe von mir an eine andere Frau für ein Buch zusammenzustellen, hat mich sehr beeindruckt. 

Wie habt ihr euch kennengelernt?
Nora war auf 50 unserer Konzerte, stand immer in der ersten Reihe und war das einzige Mädchen, das nicht den Klaus, sondern mich angesehen hat. Ich dachte schon, sie braucht einen Therapeuten (lacht). Da sie auch auf Metal-Musik gestanden ist, hat sie sich nicht in die EAV-Lieder, sondern in ein Liebeslied von mir verliebt.  

Welche Musik hörst du selbst gerne?
Eigentlich quer durchs Beet. Von Metal, Rock bis Punk und Jazz. Ich bin auch oft gefragt worden, Liedertexte zu schreiben. Für den Carl Peyer, zum Beispiel, habe ich drei Songs geschrieben. Das würde vielleicht unter Schlager laufen. In meinem Herzen bin ich aber ein Metal-Fan.

Das Lied „Romeo und Julia“ hast du auch für ihn geschrieben, nicht wahr?
Ja, genau.

Apropos Austropop: Dich verbindet eine Freundschaft mit Paul Pizzera vom Duo Pizzera & Jaus? 
Ja, der Paul war schon öfters bei uns zu Gast. Er ist ein super Typ. Und es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten. Ich sehe es als Geschenk, mit jungen, kreativen Menschen zu arbeiten. Willst du ewig jung bleiben, umgib dich mit jungen Menschen.  

Stichwort Steiermark. Was ist dein Lieblingsplatz?
Früher wars der Glockenspielplatz in Graz. Damals hat es dort die Schnapsbude Haring gegeben und den Glockenspielkeller. Das war das Epizentrum des „Bösen“, wenn man so will (lacht), weil dort alle Künstler hingegangen sind zum Feiern. Da ist es natürlich oft sehr spät geworden. Aber das ist halt mein Lieblingsplatzerl, weil es sich auch mit meiner eigenen Geschichte überkreuzt hat. Hier am Land gehen Nora und ich gerne im Almen- und Joglland wandern.

Du überwinterst mit deiner Familie in Kenia, bist in Graz aufgewachsen und hast auch ein Haus bei Fehring. Wo fühlst du dich zu Hause?
Ich würde sagen, ich bin ein Kosmopolit und auf der ganzen Welt daheim. Der Grund dafür, glaube ich, liegt in meiner kreativen Natur. Graz ist meine Heimatstadt. Dort habe ich, was das Künstlerische betrifft, meine Freunde.

Was sind deine nächsten Projekte, die du planst?
Ein besserer Mensch zu werden, das wird sich wohl nicht mehr ausgehen (lacht). Aber es ist nie zu spät, an sich zu arbeiten. Das Gute ist, dass ich jetzt mehr Zeit habe, Vater zu sein. Und ich möchte ein Buch über Europa machen, mit Zeichnungen als eine Art kulturelle Betrachtungen. Damals auf Tournee habe ich nie viel gesehen von den Städten. Deshalb möchte ich mir jetzt von Island bis Rumänien alles genauer ansehen. Wir haben uns ein Wohnmobil gekauft und eine Testfahrt in die Toskana gemacht, um zu schauen, wie das zu dritt geht. Und es geht erstaunlicherweise gut. Da freue ich mich schon drauf. Meinen Notizblock habe ich immer dabei.

Deine Liebe zum Zeichnen, woher kommt die?
Mein Vater hat mich sehr medienabstinent erzogen. Ich durfte weder Radio hören noch fernsehen oder Comics lesen. Deshalb habe ich mit sieben Jahren angefangen, meine eigenen zu zeichnen. Und als ich später eine Gitarre haben wollte, hat meine Frau Mama gesagt, dass ich dafür arbeiten gehen solle. Nicht weil sie geizig war, aber weil sie mir zeigen wollte, dass man sich die Dinge, die man haben will, selber holen muss. Aber das habe ich erst viel später begriffen.

Gibt es etwas, was du deinem Sohn gerne mitgeben möchtest auf seine Reise durchs Leben?
Mein Vater, der schon über 120 Jahre alt wäre, hat mir einen prägenden Satz mitgegeben: „Das Schlimmste am Ende deines Weges ist, wenn du erkennen musst, dass du etwas nicht versucht hast.“ Und er hat auch ­immer wieder zu mir gesagt: „Vertraue deinem Instinkt, auch wenn du auf die Pappn fällst.“ Verlieren ist die wichtigste Übung fürs ­Gewinnen. Aber nicht, damit man besser wird, sondern um sich selbst treu zu bleiben.