"Wir dürfen hier arbeiten, wo andere Urlaub machen"

Ihr Büro ist der Gipfel, die Arbeit gibt ihnen Berge. Zwischen Sonnenuntergängen und Schneestürmen erschaffen Seilbahn-Bedienstete Urlaubserinnerungen. Am höchsten Punkt der Steiermark haben wir mit Mitarbeiterinnen über Jobs mit besten (Karriere-)Aussichten gesprochen. Wie ist es so, bis zu 80 Mal täglich auf den Dachstein zu gondeln?

"Wir dürfen hier arbeiten, wo andere Urlaub machen"

Ihr Büro ist der Gipfel, die Arbeit gibt ihnen Berge. Zwischen Sonnenuntergängen und Schneestürmen erschaffen Seilbahn-Bedienstete Urlaubserinnerungen. Am höchsten Punkt der Steiermark haben wir mit Mitarbeiterinnen über Jobs mit besten (Karriere-)Aussichten gesprochen. Wie ist es so, bis zu 80 Mal täglich auf den Dachstein zu gondeln?

Der Berg ruft. Und der Alltag bleibt im Tal.Dohlen johlen über unsere Köpfe hinweg. Der zerfurchte Kalkstein der imposanten wie ikonischen Dachstein-Südwand ist von der Gondel aus zum Greifen nah. Ergreifend. Großglockner und Kitzsteinhorn halten in der Ferne ihre nicht minder markanten Zacken in den Himmel. Willkommen am Dach(stein) der Steiermark. „Der ganze Berg ist Magie und Mystik“, sagt Hausherr Georg Bliem, während sich unsere Cabrio-Gondel lautlos der um 14 Millionen Euro runderneuerten Bergstation auf 2.700 Meter Seehöhe nähert. Ab 25. Dezember geht es nach der Revision wieder los!

Der Berg ruft. Und der Alltag bleibt im Tal. Das gilt auch für einen Großteil der zuletzt 1,8 Millionen Wintergäste in der Steiermark – sie geben in der jüngsten Gäste-Umfrage von Steiermark-Tourismus nach wie vor „Wintersport“ und „Skifahren“ als ihr wichtigstes Urlaubsmotiv an.

Der Berg ruft. Und der Alltag bleibt NICHT im Tal, weil die Arbeit am Berg zum Alltag gehört. Das gilt allen voran für die 1.300 Beschäftigten der steirischen Seilbahnerbranche und weitere Tausende Tourismusbedienstete. Ihr wichtigster Job: positive Erinnerungen bei den Gästen schaffen. Doch wie ist es so, bis zu 80 Mal täglich auf den Dachstein zu gondeln? Wir haben Mitarbeiterinnen der Planai- und Hochwurzen-Bahnen (hier ist der Frauenanteil mit knapp 30 Prozent rund dreimal so hoch wie in der Branche) gefragt: Fühlt es sich wie Urlaub an, wenn man dort arbeitet, wo alle Urlaub machen? 

Am 25. Dezember startet wieder der Betrieb am Dachstein (nach der Revision).
Birgit Ackerl (links) leitet das komplett neu Gletscherrestaurant am Dachstein.

Sie fährt 80 Mal täglich auf den Dachstein

Egal, ob als Gletschergondelfahrerin, die im Angesicht des Hohen Dachsteins täglich bis zu 80 Mal zwischen 1.700 und 2.700 Meter Seehöhe auf- und abgondelt, ob als Kassierin bei der Dachstein-Hängebrücke oder als morgendliche Schneeschauflerin: „Die Hildegard packt überall mit an, wo gerade Not am Mann – oder an der Frau – ist“, attestieren ihre Arbeitskollegen Hildegard Berger echte Macher-Qualitäten. 

Am Dachstein zu arbeiten, das ist für mich noch immer etwas Besonderes“, sagt die Ennstalerin, die seit 2007 bei den Planai-Bahnen und seit 2010 ganzjährig am höchsten Berg der Steiermark arbeitet. Was sie an ihrem Job, der sie täglich hoch hinaus führt, so schätzt? „Mit der Seehöhe wird alles ein bisschen langsamer und weniger hektisch.“ Wenngleich das Klima mit Neuschnee von September bis Juli durchaus oftmals rau sei. Das Arbeitsklima hingegen findet sie perfekt: „Wir arbeiten als Frauen hier heroben komplett gleich wie Männer. Es ist ein Miteinander.“ Noch immer, selbst nach Zigtausenden Fahrten, zücke sie gern die Kamera, „wenn bei der letzten Fahrt am Abend die Sonne so schön untergeht“.

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2003 die erste Maschinistin auf der Planai

Sie begann 1995 als Liftkarten-Kontrolleurin und war 2003 die erste Frau bei den Planaibahnen, die die Maschinistenprüfung gemacht hat. Ja, Barbara Albrecht hat in den letzten drei Jahrzehnten die gesamte wie rasante Entwicklung der Planaibahnen von den Schleppliften bis zu den hochmodernen Gondel- und Sesselbahnen miterlebt. Und mitgestaltet. In der Wintersaison ist sie am Gipfel der Planai als Maschinistin für die Burgstallalmbahn verantwortlich. Wobei sie sich immer als Teil eines Teams sehen will: „Wir arbeiten hier als Team, wir machen alles gemeinsam.“ In der Sommersaison ist Barbara Albrecht Stationsbedienstete der Planai-Hauptbahn.

Ob Sommer oder Winter, das Wichtigste sei immer der sichere Ein- und Ausstieg der Gäste. Im Arbeitsalltag ortet sie keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau, wobei: „Bei manchen Arbeiten, wie dem Tausch der Rollen an der Seilbahn, komme ich einfach an die Grenzen von der Kraft her. Da ist es schön, wenn man sich auf Kollegen verlassen kann.“ Umso wichtiger sei es, ein Seilbahner-Team als eine Seilschaft zu sehen. Selbst nach fast 30 Jahren weiß sie ihre Arbeitsumgebung nach wie vor zu schätzen: „Die Lichtspiele in der Früh und am Abend. Alleine hier zu sein, wenn der Birkhahn balzt. Da habe ich nicht das Gefühl, dass das Arbeit ist“, sagt Barbara Albrecht, die auch ihre Freizeit am liebsten in den Bergen verbringt.

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Als Busfahrerin "bin ich die Henne im Korb"

„Ich bin die Henne im Korb“, redet Stefanie Reichhart nicht lang herum, was ihren Status als einzige Frau unter 20 männlichen Bus-Chauffeuren bei den Planaibahnen angeht. Im Jahr 2018, mit 44 Jahren, hat die gelernte Köchin aus Öblarn den Bus-Führerschein gemacht, da ihr Mann auch seit Jahren Planai-Busse kutschierte. Im Sommer fährt sie Gäste zu Naturjuwelen wie dem Steirischen Bodensee, im Winter bringt sie Hotelgäste von Aich-Assach bis Schladming morgens zu den Pisten und abends wieder zurück.

Wobei sie betont, „noch wirklich nie eine blöde Bemerkung von Passagieren erhalten“ zu haben, weil sie als Frau am Steuer eines großen Busses sitzt. „Eher im Gegenteil, es kommen immer wieder Leute zu mir und loben mich für meine gefühlvolle Fahrweise.“ Natürlich sei das Fahren auf verschneiten Bergstraßen im Winter und das Kettenlegen eine Herausforderung, „aber dieser Job macht mir einfach irrsinnigen Spaß“. Rund 200 Kilometer legt sie jeden Arbeitstag mit ihren tonnenschweren Gefährten zurück und ist nach wie vor begeistert: „,Wo andere Urlaub machen, dürfen wir arbeiten‘, sage ich immer.

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Aussicht auf zufriedene Kunden

Im funkelnagelneuen Gletscher-Restaurant mit bodentiefen Fernstern und Aussicht bis weit über die Bundesgrenzen hinweg ist der Laufschritt das Betriebstempo von Birgit Ackerl. Seit nunmehr elf Jahren leitet sie das höchstgelegene Restaurant des Landes auf 2.700 Meter Seehöhe. Und noch immer genieße sie „die Aussicht, wenn ich abends allein mit der Gondel Richtung Tal fahre“. Ihr schönster Moment bei der Arbeit sei jedoch ein anderer: „Wenn wir zufriedene Kunden haben.“

Birgit Ackerl im Bild mit Planaibahnen-Boss Georg Bliem