© Steirische Christbaumbauern
Fotos: Steirische Christbaumbauern
Einer Studie zufolge wünschen sich 97 Prozent der Steirer einen Christbaum aus Österreich – noch besser natürlich aus der Steiermark. Rund 350 steirische Christbaumbauern sorgen dafür, dass dieser Weihnachtswunsch in Erfüllung geht. Zu den Züchtern zählt auch Martina Lienhart, Obfrau des Vereins Steirischer Christbaumbauern. Sie ist mit den weihnachtlichen Nadelhölzern aufgewachsen: Schon ihr Opa war im Christbaumgeschäft tätig, allerdings mit dänischen Tannen. „Damals war es üblich, die Bäume aus Dänemark zu importieren, da die Nordmanntanne bei uns nicht heimisch ist. Mein Vater gehörte dann zu den Pionieren, die begonnen haben, Nordmanntannen bei uns zu züchten.“ Mit Erfolg – und so stammten die festlich geschmückten Bäume in den steirischen Stuben immer häufiger aus der eigenen Umgebung. Inzwischen wird ein Großteil der rund 420.000 Christbäume, die jährlich in der Steiermark aufgestellt werden, direkt aus der Region bezogen. Übrigens: Rund 60 Prozent der Steirer wählen eine Nordmanntanne als Weihnachtsbaum – die anderen 40 Prozent schmücken ihr Zuhause mit Fichten bzw. Blaufichten, Korktannen, Weißtannen oder anderen Baumgattungen. Warum die Nordmanntanne einen so hohen Beliebtheitsgrad aufweist, ist rasch erklärt: Sie nadelt deutlich weniger und später als andere Nadelbäume, bleibt lange frisch und hat verhältnismäßig weiche Nadeln, die nicht stechen.
Siebenmal Pflege pro Jahr
Hinter jedem steirischen Christbaum steckt ein gutes Stück Arbeit. Mit der Aussaat und Ernte der Nadelbäume ist es bei Weitem nicht getan. „Im Schnitt schaue ich bei jedem meiner Christbäume siebenmal pro Jahr nach dem Rechten“, erklärt Martina Lienhart. Etwa viermal jährlich muss rund um den Spross gemäht werden. Regelmäßig werden die Bäume außerdem auf Ungeziefer untersucht. „Es gibt spezielle Käfer, die die Nadeln fressen. Ist ein Baum befallen, so werden die Käfer händisch entfernt“, beschreibt die Züchterin die aufwendige Pflege. Zusätzlich müssen Witterungsbedingungen, Spätfrost und der Schutz vor Wildtieren berücksichtigt werden. „Nicht zuletzt wird auch regelmäßig gedüngt, damit die Bäume eine schön satte grüne Farbe bekommen und auch robuster werden“, so die Expertin.
Sechs Jahre warten auf Weihnachten
Bis der eigene Grund und Boden zum Christbaumland wird, braucht es aber vor allem viel Geduld. Auf einem Hektar Fläche werden rund 6.000 Bäume gepflanzt. Jahr für Jahr werden jene Exemplare entfernt, die sich nicht gut entwickeln. Und erst etwa nach dem 6. Standjahr ist es dann so weit: Die erste Ernte ist fällig. Anschließend wird jährlich immer die gleiche Anzahl Bäume gesetzt, die geerntet worden ist. „Das sind etwa 10 Prozent des Gesamtbestands“, weiß Martina Lienhart. So soll nach spätestens 15 Jahren der letzte Baum der ersten Kultur gefällt worden sein. Und das ist auch gut so: Denn sonst werden die Bäume zu groß und eignen sich nicht mehr wirklich fürs Wohnzimmer. Geschätzt wird bei den meisten Käufern eine Größe von 1,6 bis 1,7 Meter. „Allerdings wächst nicht jeder Baum gleich schnell, sodass man über die Jahre weiterhin viele Abstufungen hat.“
Und was ist dran am richtigen Zeitpunkt des Christbaumschneidens? Christbaumprofi Martina Lienhart verrät es uns: „Meines Wissens gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Mondphasen beim Ernten wirklich eine Rolle spielen. Ich achte aber dennoch darauf. Der 3. Tag vor dem 11. Vollmond des Jahres soll der ideale Tag sein und sofern dieser Tag nicht viel zu früh vor Weihnachten ist, richte ich mich danach. Meiner Erfahrung nach halten die Bäume dann tatsächlich viel besser.“ Auch der Frost spielt beim Schlagen der Bäume eine Rolle: Werden die duftenden Weihnachtsboten nach dem ersten Frost gefällt, beginnen sie später zu nadeln. „Was bei etwa einem von 100 Bäumen vorkommt, ist allerdings, dass er – vielleicht aufgrund des Schocks – sofort alle Nadeln verliert. Das passiert bei Bäumen, die kurz vor Weihnachten geschlägert werden, häufiger als bei denen, die schon drei bis vier Wochen vor Weihnachten geerntet wurden und Zeit zum ,Abliegen‘ haben.“
Warum ein Steirer?
Die Vorteile, die ein steirischer Christbaum im Vergleich zu importierten Christbäumen hat, liegen auf der Hand. „Zum einen sind wir Christbaumbauern sehr kleinstrukturiert. Wir können die Ernte also an die Wetterbedingungen anpassen und zum Beispiel eben den ersten Frost abwarten. Christbäume aus dem Ausland werden oft viel früher geerntet. Zum anderen spielt auch der Umweltschutz eine Rolle: Heimische Christbäume produzieren vor Ort, bei uns in Österreich, Sauerstoff und binden Schadstoffe. Und es sind keine langen Transportwege nötig“, fasst Martina Lienhart zusammen. Ihre Nordmanntannen verkauft sie teils direkt ab Hof, teils beliefert sie Kunden oder Händler. Stress in der Weihnachtszeit ist für Martina Lienhart dennoch ein Fremdwort: „Ich habe diese Zeit schon immer geliebt, der Verkauf ist für mich ein sehr schönes Erlebnis. Und am Weihnachtsabend weiß ich, dass ich es geschafft habe, und das kann ich dann richtig genießen.“ Und Genuss gibt’s auch für die vielen Steirer, die am 24. Dezember den Abend mit frischem Nadelbaumduft in der Nase feiern.
Steirische Christbäume erkennen
Nicht immer stammt ein Christbaum, der als steirisch bezeichnet wird, tatsächlich aus der Steiermark. Für steirische Christbäume gibt es eine eigene rot-weiß-rote Banderole mit einem blauen Logo. Nur Bäume, die damit gekennzeichnet sind, sind kontrolliert heimische Bäume.