© Irina Gavrich | Text: Sarah Bauernhofer
Fotos: Irina Gavrich | Text: Sarah Bauernhofer
Stefanie Dvorak beginnt das Gespräch mit einer spürbaren Energie, die ihren langen Tag kaum erahnen lässt. Die 49-Jährige kommt gerade von der Probe einer aktuellen Produktion am Wiener Burgtheater nach Hause. Statt Müdigkeit schwingt Begeisterung in ihrer Stimme mit – am kommenden Sonntag hat „Orlando“ von Virginia Woolf Premiere. Stefanie ist, wie so oft in den letzten 25 Jahren, mittendrin. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie am Wiener Max Reinhardt Seminar. Seit der Spielzeit 1999/2000 gehört sie zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Gastengagements führten sie unter anderem zu den Salzburger Festspielen und zu den Festspielen Reichenau, was ihre Vielseitigkeit und ihren hohen Stellenwert in der deutschsprachigen Theaterlandschaft unterstreicht. Trotz ihres Erfolgs ist sie bodenständig und bescheiden geblieben. Sie schätzt die kleinen Dinge im Leben und freut sich besonders auf die Momente, wenn sie nach anstrengenden Zeiten im Theater in ihre Heimat, nach Gleisdorf in der Oststeiermark, zurückkehren kann. „Dort, bei meiner Familie, finde ich die Ruhe, die mir im pulsierenden Wien oft fehlt“, sagt sie.
DAHOAM IN DER OSTSTEIERMARK
Die Oststeiermark ist für Stefanie Dvorak ein Ort des Rückzugs und der Erholung. Hier, umgeben von der Natur und frischer Luft, kann sie abschalten und zu sich selbst finden. Besonders gern wandert sie mit ihrer Schwester durch die Raabklamm. „Dort kommen wir zur Ruhe und haben viel Zeit zum Reden“, erzählt sie. Die Raabklamm ist wirklich ein wunderschöner und einzigartiger Ort – es ist gut nachvollziehbar, dass sie sich dort besonders wohlfühlt. Stefanie unternimmt generell viele Wanderungen, wenn sie in der Oststeiermark ist. Die Bewegung in der Natur, das Erkunden neuer Wege und das Eintauchen in die Schönheit ihrer Heimat geben ihr die Energie und die innere Ausgeglichenheit, die sie braucht. Sie schätzt diese Zeit so sehr, dass sie sich sogar einen oststeirischen Wanderführer zugelegt hat.
EIN STÜCK VOM PARADIES IMMER BEI SICH
„Als ich mit neun Jahren von Graz nach Gleisdorf zog, von einer Wohnung in ein Haus, fühlte ich mich wie im Paradies“, erinnert sie sich. Noch heute empfindet sie ihre Heimat im Bezirk Weiz als ein solches. Ein Stück vom Paradies trägt Stefanie stets bei sich, auch in der Bundeshauptstadt. „Wenn in Wien ein Auto mit Weizer Kennzeichen vorbeifährt, schaue ich immer genau hin, ob ich die Insassen kenne. Und bei Gelegenheit spreche ich sie auchan“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. „Ich liebe den steirischen Dialekt, er vermittelt mir das ultimative Gefühl von ‚dahoam‘.“ Und wie steht es um ihr eigenes Steirisch? „Ehrlich gesagt müsste ich es wieder lernen, wir haben zu Hause meist hochdeutsch gesprochen“, gibt sie zu. Dennoch haben ihre steirischen Wurzeln auch in ihrer beruflichen Laufbahn Spuren hinterlassen. So spielte sie in einem „Steirerkrimi“ die Bürgermeisterin von Hartberg. „Der Sender meinte, dass ich aufgrund meiner Herkunft eine super Besetzung dafür bin“, erzählt sie stolz.
KULINARISCHE WURZELN
Neben der Ruhe und der Natur ist die Oststeiermark für Stefanie auch kulinarisch ein wahres Paradies. „Die Buschenschanken in Wien können mit denen rund um Gleisdorf nicht mithalten“, meint sie. „Es gibt keinen Heimatbesuch ohne einen Abstecher in eine Buschenschank.“ Doch nicht nur in der Oststeiermark hat sie ihre kulinarischen Lieblingsplätze. Auch in Graz gibt es einen Ort, der für sie seit ihrer Kindheit ganz oben auf der Liste steht: „Seit ich mich erinnern kann, bin ich Gast bei Frankowitsch. Da gibt es ein Foto, wo ich als kleines Mädchen ein Schinkenbrötchen esse. Heute schmeckt mir dieses Brötchen noch genauso gut.“
BODENSTÄNDIG WIE STEIRISCHES KERNÖL
Trotz ihrer langen Karriere am Wiener Burgtheater hat Stefanie Dvorak die Fähigkeit bewahrt, das Einfache und Echte zu schätzen – wie das steirische Kernöl. Uns in der Redaktion fällt auf, dass viele Exil-Steirer diesem Schatz der Heimat treu bleiben. Kernöl wirddabei nicht einfach im Supermarkt gekauft, sondern beim Heimatbesuch am Bauernmarkt. So soll es sein! Ihre Bodenständigkeit macht Stefanie Dvorak nicht nur zu einer herausragenden Schauspielerin, sondern auch zu einem Menschen, der in der Kunst ebenso wie im Leben authentisch bleibt.
VIELFÄLTIG UND IMMER OFFEN FÜR NEUES
Neben ihrer Theaterarbeit ist Stefanie Dvorak auch regelmäßig in Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen, wo sie sich ebenfalls einen Namen gemacht hat. Auf die Frage, ob es eine Rolle gibt, die sie noch gerne spielen würde, antwortet die 49-Jährige ohne Zögern: „Da gibt’s keine. Ich lasse mich überraschen und freue mich auf alles, was noch kommt. Ich bin immer offen für Neues oder neu Interpretiertes.“ Diese Offenheit hat ihre Karriere nachhaltig geprägt. Einen Wunsch hat sie dann doch: „Ich wünsche mir eine SOKO Graz. Da würde ich gerne die Kommissarin spielen.“ Als SOKO-Fans können wir diesen Wunsch nur unterstützen – und wir sind sicher, unsere Leser auch!
Ab 8. September steht Stefanie Dvorak wieder auf der Bühne und das Publikum wird mit ihr lachen, weinen und träumen. Doch für sie ist es nicht der Applaus, der zählt. Es ist die Freude, Menschen zu berühren und die Welt – zumindest für ein paar Stunden – ein Stück schöner zu machen. Danach wird sie sich wieder in ihre oststeirische Heimat zurückziehen, um neue Kraft zu schöpfen. Für sie ist die Oststeiermark nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl. Ein Gefühl von zu Hause, das sie auch nach 29 Jahren in Wien nie verloren hat.