Jamila Coffee: Kaffeebohnen in der Schwebe

Der US-Amerikaner Josiah Tiner betreibt in Spielberg (Murtal) die europaweit einzige Luft-Kaffeerösterei – mitsamt selbstentwickelten Maschinen.

Jamila Coffee: Kaffeebohnen in der Schwebe

Der US-Amerikaner Josiah Tiner betreibt in Spielberg (Murtal) die europaweit einzige Luft-Kaffeerösterei – mitsamt selbstentwickelten Maschinen.

Kaffeebohnen, die nicht in der Trommel, sondern schwebend in heißer Luft geröstet werden: Das gibt es nur in Kalifornien und seit einiger Zeit im Murtal. Sonst nirgends. Mit „Jamlia Coffee" hat sich der US-Amerikaner Josiah „Joe" Tiner in Spielberg einen Traum erfüllt und seine eigene Kaffeerösterei eröffnet – mitsamt eigens von ihm entwickelter Röstmaschine, bei der die Kaffeebohne im heißen Luftstrom zirkuliert und dadurch besonders schonend geröstet wird. „Ich habe fünf Jahre lang an der Maschine getüftelt", verrät er bei der Führung. Und zugegeben: Etwas provisorisch schaut das Gerät mit (teilweise mit Aluminium umwickelten) Stahlrohren, feuerfestem Zulauf, Blechvorrichtungen und Ventilen auch aus. Jedes der Ventile muss passgenau eingestellt werden – das ist Millimeterarbeit. „Wenn hier irgendetwas nur einen Millimeter abweicht, sind die Kaffeebohnen verloren, da sie entweder verbrennen oder zu wenig geröstet sind", erzählt Joe. Zahlreiche Kaffeeröstereien hätten inzwischen ihr Interesse bekundet, Joes sogenannte Wirbelschichtröstung nachzubauen – doch obwohl seine Maschine nicht patentiert ist, ist es noch keiner Firma gelungen, die Kaffeebohnen auf diese Art zum Schweben zu bringen. 

Aus gutem Grund nennt er seine Röstmaschine „The Grinch": Denn ist sie erst in Betrieb, kann sie sich durchaus von ihrer garstigen Seite zeigen. „Manchmal ist sie unglaublich laut und schreit wie eine gebärende Frau", schmunzelt Joe. An anderen Tagen sei sie dagegen sanft wie ein Kätzchen. Rund 15 Minuten lässt er die Bohnen in der Maschine schweben; geheizt wird durch einen Feuerstrahl, der von unten über einen feuerfesten Tank in den Grinch geleitet wird. Durch die Rösung in der Luft trennen sich nicht nur Insekten, Blätter, Gras und andere Partikel von den Bohnen, sondern es löst sich auch die feine Haut rund um die Kaffeebohne ab. Diese Haut wird in einem eigenen Kübel gesammelt und als Dünger verwendet; im Kaffee hat sie laut Joe nichts verloren. 

Danach kommen die gerösteten Bohnen in ein Stahlbecken, wo noch einmal manuell und danach maschinell nach Inhalten gesucht wird, die hier nichts verloren haben: etwa verbrannte Bohnen oder kleine Steinchen. Aus anfangs 15 kg Kaffee werden durch das Aussortieren und den Wasserverlust beim Rösten 12 kg. 

Bis zu 7 verschiedene Sorten mischt Joe in seine Kaffeeröstungen, um ein ideales Geschmackserlebnis zu erzeugen. Durch die Luftröstung vermengt sich bereits beim Rösten das Aroma der verschiedenen Sorten, sodass jede Tasse Kaffee am Ende so schmeckt, wie sie schmecken soll. „Mischt man die Sorten erst nachträglich, kann es sein, dass sich verschiedene Sortenschichten bilden und der Kaffee zu Beginn der Packung anders schmeckt als am Ende. Bei mir verbinden sich die Aromen jedoch schon im Grinch", erklärt Joe. Die Kaffeebohnen bezieht er über einen Kaffee-Scout aus verschiedenen Ländern; rund eine Tonne röstet er derzeit pro Monat. 

Erhältlich ist der Kaffee in seinem Shop in Spielberg sowie in verschiedenen Gastronomiebetrieben, vor allem im Murtal. Auf Wunsch gibt es (nach Voranmeldung) auch Führungen durch die Rösterei – Kaffee und Kuchen im hauseigenen Café inklusive. 

Nähere Infos unter www.jamilacoffee.at

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