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Fotos: Gery Wolf
Sie leuchtet, sie dreht sich und sie pfeift: Die Weltmaschine, die Franz Gsellmann über 20 Jahre lang erbaut hat, bringt ihre Besucher regelmäßig zum Staunen. Doch nicht immer war die eigenartige Konstruktion aus verschiedensten Teilen etwas so Positives, erzählt Sabine Gruber, die heute als Lebensgefährtin des Enkels von Franz Gsellmann Führungen rund um die Weltmaschine abhält: „Großvater Franz Gsellmann erbaute eine Maschine, die keinen Nutzen hatte. Dafür hatte man in der damaligen Zeit, in der in der Region große Armut herrschte, wenig Verständnis.“
Begonnen hat der Bau der Weltmaschine Ende der 50-er Jahre. Nachdem Franz Gsellmann von einer Maschine geträumt hatte, sah er im Jahr 1958 das Bild vom Atomium in der Zeitung und wusste, dass dieses Konstrukt der Anstoß für seine Weltmaschine werden würde. Er reiste alleine mit dem Zug in die belgische Hauptstadt, besuchte das Atomium und brachte ein kleines Souvenir-Atomium mit nach Hause. Dieses sollte, gemeinsam mit einer aus Holz geschnitzten Nachbildung, das Kernstück der Konstruktion werden.
Gesagt, getan: Ab diesem Zeitpunkt wurde in einem Arbeitsraum seines Hauses fast täglich gewerkt und gebaut. Die Teile für die Weltmaschine fand Franz Gsellmann auf Flohmärkten und auf Schrottplätzen; danach wurde alles per Hand bemalt und mit Werkzeugen wie einem Handbohrer montiert. „So arbeitete er bis zu seinem Tod im Jahr 1981 an der Maschine. Den Raum durfte ohne ihn niemand betreten, er schloss ihn immer ab und trug den Schlüssel mit einer Kette um den Hals“, erzählt Sabine Gruber. Das Projekt stieß auf wenig Gegenliebe – nicht zuletzt, weil die Stromversorgung durch die vielen bewegten Teile der Maschine mitunter knapp wurde und es bei manchen Montagen Stromausfälle gab, die nicht nur das ganze Haus, sondern sogar das ganze Dorf in Dunkelheit hüllten.
Nach dem Tod von Franz Gsellmann im Jahr 1981 herrschte erst einmal Ratlosigkeit: Was sollte nun mit der nutzlosen Maschine in dem viel zu kleinen Raum geschehen? Da Franz Gsellmann keine Anleitung hinterließ, dauerte es eine Zeitlang, bis man die Maschine überhaupt wieder in Betrieb nehmen konnte. Es folgte ein Ausbau der Räumlichkeiten, um die – bald darauf als „Weltmaschine“ bezeichnete – Konstruktion der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Bis heute funktionieren nie alle der 20 Schalter, doch da sich in der Maschine so viel bewegt und tut, fällt das zum Glück nicht auf“, schmunzelt Sabine Gruber. Mittlerweile gibt es einen eigenen Weltmaschinen-Elektriker, der sich um die Instandhaltung kümmert. Eine Herausforderung ist die ständige Suche nach möglichst originalgetreuen Ersatzteilen, denn die unter Denkmalschutz gestellte Maschine soll nach den Wünschen der heutigen Besitzer im Originalzustand erhalten bleiben.
Ein paar tausend Touristen aus aller Welt besuchen jährlich die schrille Erfindung am kleinen Bauernhof im steirischen Vulkanland. Der Raum mit der Weltmaschine ist für Besucher und Gruppen bis zu 20 Leuten ganzjährig von Mittwoch bis Samstag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis von 5 Euro (Kinder bis 14 Jahre: 3 Euro) dient dem Erhalt der Maschine. „Heute hat die Weltmaschine durchaus einen Nutzen: Sie bringt die Menschen zum Strahlen“, sagt Sabine Gruber. Und: „Sie steht dafür, dass man Träume verwirklichen soll – völlig egal, was die anderen sagen oder wie absurd sie sind.“ Nähere Infos unter www.weltmaschine.at